ADS/ADHS
AD(H)S betrifft etwa 7% der Bevölkerung. AD(H)S steht für Aufmerksamkeitsdefizit(Hyperaktivitäts)störung und ist eine neurobiologische Störung, die sich durch Aufmerksamkeitsprobleme, Impulsivität und Hyperaktivität auszeichnet. Die Ursachen von AD(H)S sind noch nicht vollständig geklärt, aber es wird angenommen, dass eine Kombination aus genetischen und Umweltfaktoren eine Rolle spielt. Der Begriff ADHC ist ebenso gebräuchlich und beschreibt den Zustand als Condition.
Menschen mit AD(H)S haben oft Schwierigkeiten: – sich zu konzentrieren, – Gedanken klar zu formulieren, – mit der Motorik, – Aufgaben zu planen und zu organisieren, – Termine (pünktlich) einzuhalten und – ihre Emotionen zu regulieren.
Diese Schwierigkeiten können sich im Alltag bemerkbar machen und können zu Problemen in der Schule, am Arbeitsplatz und in zwischenmenschlichen Beziehungen führen.

Menschen mit AD(H)S haben oft Stärken:
– Neugier
– Risikobereitschaft
– Energie
– Emotionalität
– Kreativität – Phantasie
– Rasche Auffassungsgabe
– Flexibilität
– Fähigkeit andere zu strukturieren
– Hilfsbereitschaft
– Einsatzbereitschaft
– Feinfühligkeit – Ehrlichkeit
– Charme
– Ideenreichtum
Wenn wir versuchen uns an eine Information zu erinnern, zoomen wir mental an die Information heran, wie bei einem Fernglas um diese anschließend wiederzugeben. Mit ADS jedoch, wird die Information an die wir heranzoomen immer unschärfer, je mehr wir sie erreichen wollen. Dies führt oft dazu, dass Betroffene vor allem unter Druck (zB. in Prüfungssituationen, die dadurch sogar zu Angststörungen führen können) schwache Leistungen bringen, weil das gelernte nicht abgerufen werden kann. Andererseits können sie uns aber in beiläufigen Gesprächen in denen kein Druck herrscht mit ihrem Wissen begeistern.

Bei allen Neurodiversitäten ist das Verständnis von sich selbst, sowie der Person gegenüber, die wichtigste Komponente für einen angemessen Umgang!
Typische Symptome von AD(H)S können in drei Hauptkategorien unterteilt werden: Aufmerksamkeitsprobleme, Impulsivität und Hyperaktivität. Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jeder Betroffene alle Symptome aufweisen muss und dass die Ausprägung individuell unterschiedlich sein kann. Hier sind einige der typischen Symptome:
1. Aufmerksamkeitsprobleme:
- Schwierigkeiten, die Aufmerksamkeit auf eine Sache zu richten und sie aufrechtzuerhalten.
 - Leicht ablenkbar, findet es schwer, sich bei Aufgaben oder Gesprächen zu konzentrieren.
 - Vergesslichkeit im Alltag, zum Beispiel häufiges Verlieren von Gegenständen oder vergessen, wichtige Termine (pünktlich) einzuhalten.
 
2. Impulsivität:
- Handelt oft ohne vorher nachzudenken und hat Schwierigkeiten, Impulse zu kontrollieren.
 - Schwierigkeiten, das Verhalten zu zügeln, auch wenn es unangemessen ist.
 - Unterbricht oft andere in Gesprächen oder drängt sich in Situationen vor.
 
3. Hyperaktivität:
- Starke Unruhe und ständige Bewegung, auch in Situationen, in denen es unangemessen ist.
 - Schwierigkeiten, ruhig zu sitzen oder längere Zeit still zu verharren.
 - Gefühl, als ob man „motorisch angetrieben“ ist und immer in Bewegung sein muss.
 
Diese Symptome können sich in verschiedenen Lebensbereichen bemerkbar machen, wie in der Schule, am Arbeitsplatz oder in zwischenmenschlichen Beziehungen. ADHS kann auch mit anderen Störungen oder Schwierigkeiten einhergehen, wie Lernschwierigkeiten, emotionalen Herausforderungen oder Problemen in der sozialen Interaktion.
ADHS tritt häufig in Kombination mit anderen Neurodiversitäten auf wie zB. Autismus auf, da beide Störungen ähnliche bzw. sich beeinflussende Symptome wie Probleme mit sozialen Interaktionen, eingeschränkte Interessen sowie repetitive Verhaltensweisen durch einen hohen Bewegungsdrang aufweisen. Eine Komorbidität von ADHS und Autismus kann neue Herausforderungen hervorbringen und die Diagnosestellung möglicherweise erschweren. (Rund 80% der Autisten wird ebenso ADHS diagnostiziert.)

Menschen mit ADHS haben besondere Begabungen, diese sind eben oft mit Schwierigkeiten verbunden.
Sie können sehr kreativ und einfallsreich sein und in bestimmten Bereichen eine außergewöhnliche Leistung erbringen. Es ist wichtig, diese Stärken zu erkennen und zu fördern, um das Selbstwertgefühl und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Regelmäßige Bewegung, Sport und geregelte Abläufe können den Alltag erheblich erleichtern. In vielen Fällen ist jedoch weitere Unterstützung nötig, um sich eben diese Dinge erst einmal zu erarbeiten. Ziel für die Betroffenen sollte es sein: – die eigenen Stärken und Schwächen zu kennen, – die eigenen Grenzen zu kennen und sich dahingehend regulieren zu können, – Strategien um Impulsivität zu erkennen und zu bremsen (Spikey), – sich regelmäßig körperlich betätigen und/oder meditieren und
– sich austauschen (Partner, Freunde, Kollegen, Therapeut, Selbsthilfegruppen,…).
Wenn die Probleme im Alltag zu groß werden, um sie selbständig zu regulieren, kann auf unterschiedliche Behandlungen zurückgegriffen werden. Die Behandlung von ADHS kann eine Kombination aus medikamentöser Behandlung und Psychotherapie umfassen. Es ist jedoch alternativlos, dass die Betroffenen ihr Leben an ihre Bedürfnisse anpassen und Strategien entwickeln, um ihre Schwierigkeiten zu bewältigen. Eine frühzeitige Diagnose und eine gezielte Unterstützung können den Betroffenen dabei helfen, ihre Potenziale laufend zu entfalten und ein erfülltes Leben zu führen. Während sich jeder Mensch eine Art von Therapie gönnen sollte, ist bei der medikamentösen Behandlung unbedingt fachliche Unterstützung zu Rate zu ziehen und selbstständig zu recherchieren.
Durch die rasante Entwicklung der Forschung im neurodiversen Bereich kann die Suche nach Fachärzten, sowie geeigneten Therapeuten, viel Zeit in Anspruch nehmen. Zeit, die es wert ist!
Eine der Besonderheiten von ADHS ist, dass Menschen mit dieser Diagnose oft eine sehr starke Fähigkeit zum Hyperfokussieren haben. Das bedeutet, dass sie sich auf eine bestimmte Sache konzentrieren und dabei alles andere um sich herum vergessen können. Das kann sowohl ein Segen als auch ein Fluch sein, je nachdem, wie es sich auf das tägliche Leben auswirkt. (Bei Autisten ist dieser Fokus oft gepaart mit den Spezialinteressen der Betroffenen zu beobachten.) Einige ADHS-Betroffene berichten, dass sie stundenlang in einem Thema versinken können, das sie interessiert, und dass ihnen dann die Zeit wie im Flug vergeht. Allerdings kann es auch schwierig sein, sich von diesem Fokus zu lösen und auf andere Aufgaben zu konzentrieren, die erledigt werden müssen und Pünktlichkeit erwarten.
Das bedeutet, dass sie sich leicht überfordert fühlen können, wenn sie versuchen, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun. Sie können schnell die Geduld verlieren und sich frustriert fühlen, was sie manchmal dazu veranlasst, Projekte oder Aufgaben abzubrechen, bevor sie abgeschlossen sind.

Das „Mozart-Syndrom“, auch bekannt als das „Edison-Syndrom“, beschreibt Menschen mit ADHS, die in bestimmten Bereichen außergewöhnlich begabt sind. Ein bekanntes Beispiel ist der berühmte Komponist Wolfgang Amadeus Mozart, der vermutlich ADHS hatte. Trotz der Herausforderungen, die mit dieser neurologischen Variante einhergehen, konnte er außergewöhnliche musikalische Meisterwerke schaffen. Ein weiteres Beispiel ist der Erfinder Thomas Edison, der auch mit ADHS in Verbindung gebracht wurde und durch seine Erfindungen die Welt veränderte. Diese Beispiele verdeutlichen, dass Menschen mit ADHS oft bemerkenswerte Talente und Kreativität besitzen können, die in bestimmten Lebensbereichen hervortreten.
Fazit
Abschließend kann man sagen, dass ADHS keine Stärke oder Schwäche ist, sondern eine andere Art der Wahrnehmung und Informationsverarbeitung. Es ist wichtig, dass Menschen mit ADHS diese Wahrnehmung verstehen und erkennen, um ihr Leben optimal zu gestalten. Durch eine frühzeitige Diagnose und individuelle Unterstützung können Betroffene ihre Stärken und Fähigkeiten entfalten und ihr Potenzial ausschöpfen. Wir sollten uns bemühen, unsere Denkweisen zu erweitern und uns auf die Vielfalt der menschlichen Erfahrung einzulassen, um eine inklusive und akzeptierende Gesellschaft zu schaffen.
Artikel zu dem Thema:
ADHD Infographics — Insights of a Neurodivergent Clinician (neurodivergentinsights.com)
31 ADHD Statistics & Facts to Raise Awareness in 2023 (medalerthelp.org)
Current Research on ADHD: Breakdown of the ADHD Brain (additudemag.com)









