Dissoziation
Wenn die Realität zu entgleiten scheint.
In diesem Blogbeitrag, wird ein Thema angesprochen, das oft missverstanden oder unterschätzt wird: Dissoziation
Für viele junge Erwachsene mag der Begriff neu sein oder mit unklaren Vorstellungen verbunden sein. Doch es ist wichtig, dieses Phänomen zu verstehen, da es eine reale und ernstzunehmende Erfahrung für manche Menschen darstellt. In diesem Artikel werden wir dissoziative Zustände näher beleuchten, ihre möglichen Ursachen und Auswirkungen erörtern sowie Strategien zur Bewältigung aufzeigen.
Dissoziation ist ein psychologischer Mechanismus, bei dem das Bewusstsein von der Wahrnehmung der Realität getrennt wird.
Es kann sich anfühlen, als ob man außerhalb seines eigenen Körpers steht oder als ob die Umgebung unwirklich oder verschwommen erscheint. In manchen Fällen kann es sogar zu einem Gefühl der Zeitlosigkeit kommen, bei dem die Betroffenen das Gefühl haben, dass die Zeit stillsteht oder in einem schnellen Fluss vergeht.
Dissoziation kann als Reaktion auf extreme Stresssituationen auftreten, sei es durch traumatische Erlebnisse, schwere körperliche oder emotionale Misshandlung oder durch das Erleben von existenziellen Krisen und Traumata. Insbesondere junge Erwachsene, die sich in einer Zeit des Umbruchs und der Veränderungen befinden, können anfällig für dissoziative Zustände sein. Das noch nicht vollständig ausgereifte Gehirn in dieser Altersgruppe kann dazu beitragen, dass die Verarbeitung von traumatischen Erfahrungen anders erfolgt als bei älteren Erwachsenen.
Hier sind einige Beispiele für mögliche Auslöser:
- Frühe Kindheitstraumata: Missbrauch, Vernachlässigung oder andere traumatische Erfahrungen während der Kindheit können dazu führen, dass das Kind dissoziative Mechanismen entwickelt, um mit den überwältigenden Emotionen und Erinnerungen umzugehen.
- Sexueller Missbrauch: Sexueller Missbrauch in der Kindheit oder im Erwachsenenalter kann zu dissoziativen Zuständen führen, da die Betroffenen möglicherweise versuchen, sich von den schmerzhaften Erinnerungen zu distanzieren.
- Körperliche Gewalt: Opfer von körperlicher Gewalt oder schweren Unfällen können dissoziative Zustände entwickeln, um sich vor den traumatischen Ereignissen zu schützen.
- Emotionale Traumata: Schwerwiegende Verluste wie Tod des Partners oder des Kindes, extreme Angst oder intensive emotionale Belastungen können ebenfalls dissoziative Zustände auslösen.
- Kriegserfahrungen: Menschen, die Kriegserfahrungen gemacht haben, können dissoziative Symptome entwickeln, um mit den traumatischen Erlebnissen und den hohen Stressbelastungen umzugehen.
- Naturkatastrophen: Opfer von Naturkatastrophen wie Erdbeben, Tsunamis oder Stürmen können dissoziative Zustände erleben, um mit den traumatischen Ereignissen umzugehen.
- Chronische Überlastung: Langfristiger emotionaler oder beruflicher Stress, der zu einer überwältigenden Belastung führt, kann ebenfalls dissoziative Reaktionen hervorrufen.
- Medizinische Eingriffe: Manche Menschen entwickeln nach medizinischen Eingriffen oder schweren Erkrankungen dissoziative Zustände als Reaktion auf die Erfahrungen.
Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jeder, der traumatische Erfahrungen gemacht hat, zwangsläufig eine dissoziative Störung entwickelt. Die Reaktion auf traumatische Ereignisse ist individuell und kann von Person zu Person variieren. Manche Menschen können resilienter sein und keine dissoziativen Symptome zeigen, während andere eine dissoziative Reaktion als Bewältigungsmechanismus entwickeln.
Die Symptome von Dissoziation können vielfältig sein und reichen von einem Gefühl der Entfremdung von sich selbst und der Umgebung bis hin zu Gedächtnislücken oder Blackouts.
Für manche Menschen kann Dissoziation ein Bewältigungsmechanismus sein, um sich vor überwältigenden Emotionen oder Schmerz zu schützen.
Langfristig kann jedoch eine häufige oder chronische Dissoziation zu einer Beeinträchtigung der Lebensqualität führen, da es das Gefühl der Kontrolle über das eigene Leben beeinflussen kann und die zwischenmenschlichen Beziehungen belasten kann!
Kinder von dissoziativen Eltern stehen oft vor einzigartigen Herausforderungen, da sie mit den Auswirkungen der Dissoziation ihrer Eltern konfrontiert sind. Dissoziative Eltern können sich in ihrem Verhalten und ihren Reaktionen unvorhersehbar und unerklärlich verhalten, was bei den Kindern zu Verwirrung und Unsicherheit führen kann. Die Schwierigkeiten, die Kinder von dissoziativen Eltern erleben, können von einem Mangel an emotionaler Stabilität bis hin zu einem Gefühl der Vernachlässigung reichen, da ihre Eltern möglicherweise nicht in der Lage sind, ihre Bedürfnisse angemessen zu erfüllen.
Darüber hinaus kann es für Kinder von dissoziativen Eltern schwierig sein, ihre eigenen Emotionen und Bedürfnisse zu verstehen und auszudrücken, da sie möglicherweise lernen, ihre Gefühle zu unterdrücken oder zu verbergen, um mit der Unberechenbarkeit ihrer Eltern umzugehen. Dies kann zu langfristigen emotionalen Herausforderungen führen, da die Kinder Schwierigkeiten haben können, Vertrauen aufzubauen und stabile Beziehungen einzugehen.

Konflikte mit dissoziativen Personen können entstehen, wenn die Auswirkungen der Dissoziation auf ihre Beziehungen und Interaktionen nicht verstanden werden. Dissoziative Personen können sich in bestimmten Situationen oder Momenten völlig anders verhalten, was für ihre Mitmenschen verwirrend und belastend sein kann. Es kann schwierig sein, zu verstehen, warum eine Person dissoziative Zustände erlebt oder warum sie sich auf eine bestimmte Weise verhält.
Es ist wichtig zu erkennen, dass sowohl Kinder von dissoziativen Eltern als auch Mitmenschen von dissoziativen Personen Unterstützung benötigen. Für Kinder kann professionelle Hilfe durch Therapeuten oder Berater hilfreich sein, um sie dabei zu unterstützen, ihre Emotionen und Erfahrungen zu verarbeiten und Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Im Umgang mit dissoziativen Personen ist es wichtig, sich über Dissoziation zu informieren und Empathie und Geduld zu zeigen, da diese Menschen oft mit ihren eigenen Herausforderungen kämpfen. Offene Kommunikation und das Streben nach Verständnis können dazu beitragen, Konflikte zu minimieren und eine unterstützende Umgebung zu schaffen, in der alle Beteiligten ihre psychische Gesundheit und ihr Wohlbefinden fördern können.
Dissoziation kann auch dazu führen, dass eine andere Person als Sündenbock missbraucht wird, weil die dissoziative Person möglicherweise Schwierigkeiten hat, ihre eigenen Emotionen und Handlungen angemessen zu regulieren und zu verstehen. In dissoziativen Zuständen kann die Person das Gefühl haben, die Kontrolle über sich selbst zu verlieren und sich von ihren eigenen Handlungen entfremdet zu fühlen. In solchen Momenten kann es für die dissoziative Person einfacher sein, die Verantwortung für ihre Handlungen auf eine andere Person zu schieben, anstatt sie selbst zu übernehmen.
Die dissoziative Person kann sich möglicherweise nicht bewusst sein, dass sie in einem dissoziativen Zustand war oder dass sie bestimmte Handlungen begangen hat.
Als Reaktion darauf können sie andere Menschen beschuldigen oder die Schuld auf sie schieben, um sich selbst zu entlasten und mit der emotionalen Belastung fertig zu werden. Dies kann zu Konflikten und Spannungen in zwischenmenschlichen Beziehungen führen, da die beschuldigte Person möglicherweise nicht versteht, warum sie für etwas verantwortlich gemacht wird, was sie nicht getan hat.
Es ist wichtig zu erkennen, dass dissoziative Zustände eine komplexe und schwerwiegende psychische Reaktion auf Traumata oder stressige Lebensereignisse sind. Die dissoziative Person benötigt Unterstützung und Verständnis, um ihre dissoziativen Erfahrungen zu verarbeiten und Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Gleichzeitig ist es wichtig, Grenzen zu setzen und darauf zu achten, dass die Verantwortung für das eigene Verhalten bei der dissoziativen Person liegt und nicht auf andere abgewälzt werden sollte. Durch eine offene Kommunikation und eine einfühlsame Herangehensweise können Missverständnisse geklärt und eine unterstützende Umgebung geschaffen werden, in der alle Beteiligten ihre individuellen Herausforderungen bewältigen können.
Wenn jemand das Gefühl hat, dass dissoziative Zustände erlebt werden oder man jemanden kennt, der möglicherweise betroffen ist, ist es wichtig, Unterstützung zu suchen. Professionelle Hilfe durch einen Psychologen oder Therapeuten kann dabei helfen, die zugrunde liegenden Ursachen der Dissoziation zu identifizieren und Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Diese können beinhalten, Achtsamkeitsübungen, Techniken zur Bodenständigkeit und emotionale Regulation, sowie den Aufbau von gesunden Bewältigungsmechanismen.
Dissoziation ist ein komplexes und facettenreiches Phänomen, das junge Erwachsene und Menschen jeden Alters betreffen kann. Es ist wichtig, dieses Thema zu verstehen und ein Bewusstsein für die möglichen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit zu schaffen. Es gibt Hilfe und Hoffnung, um mit diesen Herausforderungen umzugehen und eine gesunde und erfüllende Lebensweise zu erreichen. Man sollte gemeinsam dafür sorgen, dass niemand sich allein gelassen fühlt und dass psychische Gesundheit eine Priorität für uns alle ist.
Artikel zu dem Thema:
Dissoziation: ein transdiagnostisches Phänomen – PMC (nih.gov)
Wie fühlt man sich in einer Dissoziation – Dipl.Psychologin Christini Hönig (praxis-hoenig.de)
„Elternschonung“ in der Traumatherapie ?? – Dissoziation und Trauma (dissoziation-und-trauma.de)
Dissoziation und Konversion | Kindheit und Entwicklung (hogrefe.com)









